Tourguides im Irak
Foto: S. Dankha
von Sabine Dankha
Ein spannendes Projekt im Nordirak im Rahmen des ZFD bzw. der GIZ:Junge Leute aus verschiedenen Ethnien bzw. Konfessionen zu befähigen, als Tourguides in ihrer Region tätig zu werden - optimalerweise in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen aus dem Trainingsprogramm und unter Nutzung ihres unterschiedlichen "Insiderwissens".Mein Part bestand aus drei Hauptelementen: Was ist "die Kultur" meiner künftigen Kunden. Was ist "meine Kultur".Was "die Kultur meines Landes".Ziel war, ein Bewusstsein sowohl für Unterschiedliches als auch für Gemeinsames zu entwickeln. Im Hinblick auf die kommenden Gäste und Klienten lag der Focus vor allem auf dem Unterschiedlichen. Die Mehrzahl der jungen Leute hatte außerhalb der sozialen Medien noch nie näheren persönlichen Kontakt mit dem Okzident.Was wird die zukünftigen Guides hier erwarten? Wie alt wird der Kundenstamm sein? Aus welcher sozialen Schicht werden jene stammen? Was sind die Traditionen und Gebräuche der Klientel? Wie deren Erwartungen? Welche Informationen über das Land werden die Touristen bereits mitbringen? Welchen Bildungsstand werden sie haben? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich die Gruppe hinsichtlich der anvisierten Reisegruppen konfrontiert sah.Im Hinblick auf die eigene Kultur der Workshop Teilnehmer lag der Schwerpunkt darauf, durch das bewusste Reflektieren der eigenen Religion und Tradition gerade auch das Gemeinsame zu entdecken in der speziellen Kultur Mesopotamiens. Durch neue Informationen und Inputs sollten Diskussionen in Gang kommen und Vorurteile beseitigt werden. Und tatsächlich gab es auf allen Seiten viele "Aha-Erlebnisse". Nachdem anfängliche Hemmschwellen beseitigt waren, fasste man Mut schließlich Fragen zu Dingen zu stellen, die einen hinsichtlich "der Anderen" immer schon bewegt hatten. Oder man lernte, Langeglaubtes revidieren zu müssen. Und die Gruppe erkannte, dass gerade durch die Ausnutzung ihrer Unterschiedlichkeiten in ihrer Zusammenarbeit eine ganz besondere Stärke und Breite liegt.Was meinen persönlichen Eindruck von diesem Landstrich anbelangt, so war ich äußerst beeindruckt von der Aufbruchsstimmung und Zuversicht, die vielerorts herrscht. Gerade angesichts des Erlebten ist diese Stimmung bewundernswert. Allerdings war auch eine Unsicherheit zu spüren angesichts der allgemeinen weltpolitischen Lage, Stichwort Iran. Es wäre geradezu tragisch, wenn dieses zarte Pflänzchen der Hoffnung von allzu großen fremden Füßen schon bald wieder zertreten werden würde. Und bedauerlicherweise konnten nicht alle gesellschaftlichen Gruppen vom gesellschaftlichen und politischen Aufschwung in gleichem Maße profitieren.So kann ich resümierend sagen, dass mich dieses Projekt sehr gefesselt hat und auch dieser Landstrich so bald nicht mehr loslassen wird... Ein toller Auftrag!